Donnerstag, 2. Juli 2015

Distillery Review 7: Talisker


Die Malt Mariners Distillery Reviews sind kleine Reiseberichte, die sich speziell mit dem Besuch unserer geliebten Whisky Brennereien befassen. Bitte beachtet hierbei, dass es sich um Eindrücke einer Einzelperson handelt. Die Einblicke sind subjektive Momentaufnahmen und sollten als solche verstanden werden. Viel Spaß!


Distillery Review 7: Talisker


Skye ist ein Reiseziel für das man sich mehrere Tage Zeit nehmen sollte, da die Anreise von Edinburgh oder Glasgow gute fünf Stunden in Anspruch nimmt und es schlichtweg so viel zu sehen gibt (Old Man of Storr, Kilt Rock, Fairy Pools...)!
Anders als auf der Whisky-Insel Islay, fällt auf Skye die Entscheidung (noch) nicht schwer, welche Brennerei man besuchen möchte. Noch? Richtig! Im „Malt Whisky Yearbook 2015“ schreibt Ingvar Ronde, dass wohl eine weitere Brennerei auf Skye in Planung sein soll! Mossburn Distillers sollen den Plan des verstorbenen Sir Iain Noble aufgenommen haben bei Torabhaig eine zweite Brennerei aufzubauen. Wir haben ein Auge drauf, versprochen! Bis auf weiteres bleibt Talisker aber die einzige Brennerei auf der größten Insel der inneren Hebriden, die heute durch eine Autobrücke mit dem Festland verbunden ist. Die Anreise und Planung fällt daher unproblematischer aus als auf den Nachbarinseln. 


Die Talisker Distillery selbst liegt in Carbost am Loch Harport, einem Meeresarm der sich bis zur Brennerei erstreckt. Die Lage ist wundervoll, wenngleich man vermutlich in Carbost außer dem „Old Inn“ kaum Unterkünfte finden wird. Das Dorf besteht aus einigen Häusern und einem winzigen Tante Emma Laden. Das „Old Inn“ ist Hotel, Restaurant und Pub in einem und definitiv einen Besuch wert. Wer sich also Wegstrecke zur Brennerei sparen will, kann direkt gegenüber im Old Inn übernachten. 

Ihr sucht eine preiswertere und familiärere Alternative? Dann möchte ich euch unbedingt das „Skyewalker Hostel“ in Portnalong ans Herz legen. Das Hostel ist eine tolle Mischung aus Skurrilitäten und herzlicher Gastfreundschaft im 60iger Jahre Hippie-Stil. Brian und Lisa führen das Hostel als Familienbetrieb und haben einen genialen Rückzugsort von Handystress (internetfreie Zone ;) und Alltag geschaffen. Mit dem Auto ist man in 5 Minuten bei der Brennerei, zu Fuß ist man eine knappe Stunde unterwegs. Perfekt für einen Tagesausflug.


Aber zurück zur Brennerei! Was gibt es Interessantes zu erzählen? Die Brennerei wurde 1830 gegründet, jedoch erst 1831 am heutigen Ort errichtet. Bis 1928 wurde bei Talisker dreifach destilliert, anschließend stellte man auf die, bis heute gängige, Zweifachdestillation um. 1960 brannte die Brennerei komplett nieder! 1962 wurde sie originalgetreu wieder errichtet. Wie bei den Schotten üblich machte man aus der Not eine Tugend und integrierte den Tod in den Flammen ins Marketing. So kann man heute in der Brennerei auf den Werbebannern „Out of the fire came Talisker“ lesen. Zugegeben, bei Betrachtung des unverwechselbaren Charakter des Whiskys ist dies eine Formulierung deren Dramaturgie ich mich nur schwer entziehen kann. 1972 schlossen leider wie bei so vielen Brennereien die Malzböden. Schade. Soviel zur Historie!


Talisker gehört zum Spirituosen Giganten Diageo und muss sich daher der rigiden „Health and Safety Policy“ unterwerfen (laaaangweilig!). Dies führt wie bei den meisten Diageo Brennereien zu einem generellen Fotoverbot in der Brennerei (erspart euch die Diskussion um den „Blitz“ der Kamera welcher möglicherweise „Funken entzünden könnte“). Schade, scheiße, aber normal! Die Tour selbst haute mich auch nicht grade vom Hocker... Nur ein Blick durch dickes Glas in die Lagerhäuser und ein Anstecker als Takeaway gift... Alles in Allem wirkte es knauserig! Ich hoffe, dass sich das Management bis zu meinem oder eurem nächsten Besuch eines Besseren besonnen hat.


Das alles trübte für mich Kopf-und-Herz-Mensch etwas das Talisker-Erlebnis. Sich jedoch an der Bar des „Old Inn“ durch 4 (oder 5...? Erinnerung, Erinnerung ;) Talisker Varianten zu probieren, machte das alles wieder wett. Der Zauber des Ortes tut dann doch sein Übriges, um einem die schönsten Malt Moments zu schenken. Und Talsiker ist und bleibt für mich trotz Kühlfilterung und Farbzugabe einer der besten Whiskies überhaupt. Die zehn Jahre alte Standardabfüllung ist in meinen Augen für 30 bis 35 Euro ein so toller und komplexer Malt mit echten Ecken und Kanten. Die Authentizität und leidenschaftliche Wildheit der Insel, die sich im Talsiker wiederfindet, wird daher bisher nicht durch Marketing Stolpersteine getrübt. Wer also einen echten Insel-Whisky mit selbstbewusstem aber nicht zu dominanten Rauch, eine ordentliche Portion Feuer und Gewürze im  maritimen Gewand sucht, ist mit Talisker bestens beraten.


Fazit:
Die Talisker Brennerei ist eine von vielen „Must See“ Orten auf Skye. In Sachen Gastfreundschaft hat die Brennerei Luft nach oben, der „King of drinks“ ist jedoch zum Glück ein Kind seiner Insel geblieben.

Slainte Mhath! 

Euer Leon 

 










Fakten (Stand Juli 2015):
Eigentümer: Diageo
Gegründet: 1830
Produktionsvolumen pro Jahr: 2.000.000 Liter pro Jahr
Adresse: Carbost, Skye IV47 8SR
Erreichbar: Zu Fuß (?), mit dem Auto
Link: Keine eigene Homepage
http://www.malts.com/index.php/de_de/Unsere-Whiskies/Talisker





Quellen: 
- https://de.wikipedia.org/wiki/Talisker
- http://www.maltmadness.com/whisky/talisker.html
- Jackson, Michael (2010); Malt Whisky; London, New York, Melbourne, München, Delhi: Dorling Kindersley 
- Ronde, Ingvar (2014): Malt Whisky Year Book; Shropshire: MagDig Media Limited
- Wündrich, Katja; Seonaidh, Adams (2012): Whisky Trails; Frankfurt am Main: Goldfinch
- Mein Whisky Tagebuch ;) 

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